Talent Management

So verlieren Sie wichtige IT-Mitarbeiter

Steffen studierte in Tralee (Irland) Informatik. Anfang der 90er war er Mitgründer von SimpleWork, das man 96 verkaufte. Anfang 97 wurde er Interims-IT-Leiter bei Maxdata, Ende 97 war er Mitgründer der Beans AG und 2002 Mitgründer der Lobster DATA GmbH. Dort ist er Geschäftsführer und Leiter Software-Entwicklung.
IT-Spezialisten sind am Arbeitsmarkt begehrt. Das Risiko, dass gute Leute abgeworben werden, ist hoch. Wer seine IT-Spezialisten dennoch in den Arbeitsmarkt drängen will, sollte die folgenden Ratschläge ausprobieren.

1. Finger weg von nutzerfreundlichen Programmen. Zugegeben: Die Ära der bernsteinfarbenen Monitore und nüchternen Kommandozeilen neigt sich langsam dem Ende zu. Dennoch setzen viele Unternehmen nach wie vor auf Altbewährtes. "Läuft doch noch. Muss man sich halt einarbeiten. Das haben die Kollegen vor 15 Jahren auch geschafft. Drag-and-drop - technischer Schnickschnack."

Fähiges IT-Personal ist begehrt. Abwerbeversuche wird es unweigerlich geben. Das falsche Verhalten der Führungsebene kann wesentlich dazu beitragen, dass die erfolgreich verlaufen.
Fähiges IT-Personal ist begehrt. Abwerbeversuche wird es unweigerlich geben. Das falsche Verhalten der Führungsebene kann wesentlich dazu beitragen, dass die erfolgreich verlaufen.
Foto: Andrey_Popov - shutterstock.com

Wer diese und ähnliche Argumente hört weiß, dass mit moderner, bedienungsfreundlicher und flexibler Software am eigenen Arbeitsplatz nicht zu rechnen ist. Für IT-Profis bedeutet das zweierlei:

1. Operative Überlastung durch langsame, fehlerhafte und nur teilweise automatisierte Prozesse. Spätestens bei der Datenintegration, wenn Programme ihre Daten an andere Programme weiterreichen müssen, ist zudem hoher personeller Aufwand gefragt, obwohl man eh schon an der Belastungsgrenze arbeitet.

2. Know-how-Verlust, denn der persönliche Marktwert sinkt mit dem zunehmenden Alter der Programme, die man bedienen kann. Solche Jobs sind bestenfalls noch interessant für Mitarbeiter 55+, die die Restlaufzeit bis zur Rente irgendwo absitzen wollen. Und begehrte junge Wilde werden sich definitiv woanders bewerben.

2. Immer alles selbst machen. Wem automatisierte Prozesse ein Gräuel sind, der kommt hier auf seine Kosten. Programme, die etwa jeden Tag weltweit in Eigeninitiative aktuelle Daten von unterschiedlichen Servern abholen und zusammenführen oder die Logistikvorgänge von der Bestellung über die Lagerabfrage bis zu Versandbestätigung in Sekundenbruchteilen selbständig abwickeln, ohne dass Adressen mehrfach abgetippt oder per Ctrl c / Ctrl v übertragen werden, sollten auf keinen Fall zum Einsatz kommen.

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Der Vorteil: In der IT wird noch richtig gearbeitet, statt mit Software herumzuspielen. Und das Nachdenken über Prozesse und ihre Optimierung bleibt dem Top-Management überlassen. Der Nutzen der IT beschränkt sich auf ausführende Tätigkeiten. Beratung unerwünscht.

3. Never bring your own device. Im Privatleben kennen wir das alle: hohe Vernetzungsdichte, jederzeit von überall Zugriff auf Urlaubsfotos und Bestellvorgänge. Browserbasierte Zugänge zu allem, was uns im digitalen Leben wichtig ist. Das macht beweglich: Zu Hause auf dem Standrechner schnell eine Recherche beginnen und in der Wunschliste abspeichern, auf dem Weg zur Arbeit in der S-Bahn mit dem Tablet die Bestellungen nochmals durchgehen und versenden. In der 10-Uhr-Pause im Büro auf dem Handy schnell die Bestätigungsmails checken. Nahtlos von einem Gerät zum anderen. Mit unterschiedlichsten Devices angebunden und immer up to date. Zauberwort HTML5.

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Im Unternehmen würde das nicht nur Aktualität auf Dienstreisen und optimierte Prozesse bedeuten, sondern für die Mitarbeiter auch mal einen Tag Homeoffice, ohne als Bremse zu wirken. Flexibilität, Entspannung, immer auf dem aktuellen Stand. Bleibt man im Unternehmen dagegen bei älterer oder selbst gestrickter Software, kann man sich vor all dem schützen und die Mitarbeiter motivieren, den Stellenmarkt zu beobachten.

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