Druckerpatronen im Test

Stiftung Warentest lobt kompatible Tintenpatronen

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Sie wurden an MFPs von Brother, Canon, Epson und HP erprobt. Im Vergleich zu einer früheren Testreihe gab es deutlich weniger technische Probleme.

In der aktuellen Ausgabe ihres Heftes (8/2018) berichtet die Stiftung Warentest auch über kompatible Druckerpatronen. Die Tester haben die vier nicht mehr ganz taufrischen Multifunktionsgeräte von Brother (MFC-J5720DW), Canon (Pixma MG5750), Epson (XP-432) und HP (Officejet 3830 All-in-One) mit Patronen von Drittanbietern bestückt. Warum durchweg ältere Modelle getestet wurden - der Brother-Drucker etwa kam schon Ende 2015 auf den Markt - ist nicht klar. Geprüft wurden Druckqualität, Handhabung, Wisch-, Wasser- und Lichtbeständigkeit, Verpackung sowie der Preis. Dabei schnitten drei der insgesamt 14 getesteten Fremdpatronen mit dem Gesamturteil "gut" ab, zehn mit "befriedigend". Eine von KMP für Canon-Drucker erhielt die Gesamtnote "ausreichend".

Nicht immer sind kompatible Suplies wirklich günstiger. Laut Stiftung Warentest liegen die Kosten bei der schwarzen KMP-Patrone für den Brother-MFP MFCJ5720DW doppelt so hoch, wie beim Druck mit Original-Brother-Verbrauchsmaterial.
Nicht immer sind kompatible Suplies wirklich günstiger. Laut Stiftung Warentest liegen die Kosten bei der schwarzen KMP-Patrone für den Brother-MFP MFCJ5720DW doppelt so hoch, wie beim Druck mit Original-Brother-Verbrauchsmaterial.
Foto: Brother

Der Tenor des Artikels im Heft fällt insgesamt sehr positiv für die Drittanbieter aus. Im Vergleich zum letzten Test vor drei Jahren seien deutlich weniger technische Probleme aufgetreten. Auch die Qualität der Ausdrucke wird mindesten mit "befriedigend" bewertet. Die getesteten kompatiblen Patronen von Peach für den Brother-Drucker sowie das Verbrauchsmaterial von KMP und Tonerdumping für das Epson-Druckgerät erhielten bei der Qualität des Ausdrucks sogar die Note "gut". Die detaillierten Testergebnisse finden Interessierte im Heft, ein PDF lässt sich nach Zahlung von 2,50 Euro auf der Website der Stiftung Warentest abrufen.

"Gute Fremdtinte, die wenig kostet, gibt es durchaus. Doch wer sparen will, muss genau hinsehen. Nicht immer sind Druckerpatronen von Drittanbietern günstig", heißt es im Testbericht. Beispielsweise zahlen mit der getesteten KMP-Patrone für den Brother-Drucker Anwender pro gedruckter Textseite doppelt so viel, wie bei der Verwendung des Original-Brother-Verbrauchsmaterials. Auch die im Test für den HP-Drucker genutzte Patrone von Agfaphoto ist teurer als das Original von HP. Sie liefert zudem noch schlechtere Qualität.

Keine Pauschalempfehlung für einen Anbieter kompatibler Supplies

Eine Empfehlung für einen bestimmten Anbieter kompatibler Patronen wollen die Tester nicht aussprechen. Die Druckqualität mit deren Erzeugnissen falle je nach Drucker recht unterschiedlich aus. Getestet wurden Produkte von Agfaphoto, Armor, Edding, Ink Swiss, KMP, Peach, Pearl/iColor, Prindo und Tonerdumping.

Lesetipp: Peach umgeht HP-Fremdtintenblockade

Für Fachhändler, die bereit sind, sich mit der Vielfalt der Anbieter auseinanderzusetzen und die die tendenziell eher günstigeren, kompatiblen Patronen vermarkten, bietet sich also ein weites Feld für Beratung. Ob sich die potenziell langwierigen Diskussionen mit den Kunden allerdings auch finanziell lohnen, ist fraglich. Dem sollte auf alle Fälle eine Prüfung der Marge für die jeweiligen Produkte vorausgehen. Danach mag es in einigen Fällen opportun sein, ein billigeres Produkt zu empfehlen, in anderen kann es dagegen durchaus lohnend sein, nicht jeden möglichen Verkauf abzuschließen, dafür mit den getätigten Abschlüssen auch die Kosten zu decken.

Ein Ansatz könnte es sein, sich bei den Originalprodukten, die mit dem Gesamturteil "gut" bewertet wurden, darauf zu konzentrieren und darzulegen, welche kompatiblen Supplies lediglich mit "befriedigend" und damit schlechter bewertet wurden. Oder umgekehrt in den Fällen, in denen der Kunde nicht bereit ist, die hohen Preise für das Originalprodukt zu bezahlen, genau eine Empfehlung für ein Alternativprodukt zu geben.

Da die Hersteller die Rezeptur ihrer Tinte streng geheim halten, kann ein anderer Anbieter sich dem Original immer nur annähern. Tendenziell ist aber auch für ihn der Aufwand höher, je näher er dem Original kommen will. Mit dem Aufwand steigen auch die Kosten. Daraus lässt sich ableiten, dass bei besonders billigem Verbrauchsmaterial wenig Aufwand betrieben wurde und das Ergebnis weiter von der Originalrezeptur entfernt ist.

Lesetipp: Einsatzgebiete für Arbeitsplatzdrucker

Ein weiterer Ansatzpunkt für den Fachhandel ist das Papier. "Die Qualität des Papiers beeinflusst die Brillanz der Farben erheblich", verkauft die Stiftung Warentest nämlich eine altbekannte Weisheit als neue Erkenntnis. Ihr Fazit: "Die hochwertigen Papiere aller Anbieter beeindrucken durchweg mit deutlich besserer Druckqualität."

Beim "hochwertigen Papier" handelt es sich nicht um das noch einmal teurere und bessere Fotopapier, sondern um die Markenprodukte der Druckerhersteller. Bei Brother ist es das "Matte Inkjetpapier", bei Canon das "hochauflösende Papier", bei Epson das "Photo Quality Inkjet Paper" und bei HP das "Professional Inkjet Paper".

Argumente der Hersteller für Original-Tinte

HP weist auf Anfrage von ChannelPartner darauf hin, dass im Rahmen einer parallel zum Test durchgeführten Online-Befragung der Stiftung Warentest zur Nutzung von Tintenpatronen von Drittanbietern nur ein Drittel der 2.800 Teilnehmer angegeben haben, dass die Probleme mit kompatiblen Patronen "eher abgenommen haben". Im Umkehrschluss bedeute dies, "dass zwei Drittel der Kunden Probleme mit Drittanbieter-Patronen hatten, die von der Erkennung der Patronen bis hin zu schlechterer Druckqualität reichen", wie ein Firmensprecher gegenüber ChannelPartner betont.

Zudem ist HP auch wichtig, dass die "Messungen der Stiftung Warentest bestätigen, dass – im Vergleich zu den alternativen Tinten – HP von allen getesteten Tinten die beste Druckqualität für Grafiken, Text und Fotos hat." HP erhielt hier jeweils die Note "gut". Bei der Lichtbeständigkeit erhielt die Original-HP-Tinte als einzige ein "sehr gut".

Auch bezüglich der im Testbericht genannten Einsparungen beim Kaufpreis verteidigt sich HP mit einem Hinweis auf die begleitende Verbraucherumfrage der Stiftung Warentest. Erfahrungsgemäß glichen demnach erforderliche Wiederholungen beim Ausdruck aufgrund anderer Probleme den bei der Anschaffung erzielten Kostenvorteil wieder aus.

Gerade bei gewerblichen Kunden sind Dokumentenechtheit und Umweltaspekte sehr wichtig. Die als Standard anerkannte PTS-Zertifizierung kann von einer Prüfstelle allerdings immer nur für eine bestimmte Kombination aus Drucker, Toner beziehungsweise Tinte sowie Papier erteilt werden.

Ist Dokumentenechtheit eine Anforderung, führt also so lange kein Weg an Original-Tinte vorbei, bis die Drittanbieter sich eine Kombination mit ihren Produkten zertifizieren lassen. Ähnlich sieht es beim Umweltzeichen der "Blaue Engel" aus. Auch er bezieht sich auf die Verwendung von Original-Verbrauchsmaterial. Details dazu nennt zum Beispiel Brother auf seiner Website.

Mögliche Unzulänglichkeiten des Tests

Die schlechte Bewertung der getesteten HP Tinte (Patronen 302XL Schwarz und 302XL Dreifarbig) bei der Wischbeständigkeit ist für HP "aktuell noch nicht nachvollziehbar". Das Unternehmen prüfe derzeit die Gründe dafür. Es verweist darauf, dass viele seiner "modernen Tinten" sogar zertifiziert dokumentenecht sind. Damit sei für sie die Wischbeständigkeit von unabhängiger Stelle bestätigt.

Gegenüber ChannelPartner weist Brother zudem darauf hin, dass die Ergebnisse der Stiftung Warentest auf einer Testdauer von circa drei Monaten beruhen. In der Praxis würden Druckgeräte jedoch meist drei Jahre und länger genutzt. Schäden durch ungeeignete Tinten entstünden meist schleichend. Sie traten bei der kurzen Testdauer daher möglicherweise noch nicht auf.

Schließlich warnen sowohl Brother als auch HP davor, dass bei der Nutzung von Fremdtinte im Störungsfall oder bei einem Defekt die Garantie des Druckers erlöschen könne. Die Stiftung Warentest sieht das anders. Sie erklärt: "Die Wahl der Tinte beeinträchtigt weder Sachmängelhaftung noch Garantie. Nur wenn der Druckeranbieter nachweisen kann, dass Fremdtinte das Gerät beschädigt hat, muss er die Reparatur nicht übernehmen. Dann aber haftet der Tintenanbieter." Allerdings dürften nur wenige Betroffene die Zeit und die Nerven haben, diesen Streit wirklich bis zum Ende auszufechten.

Zur Startseite